Tunesien 2002

 

 

 

 

 

 

 

Tunesienreise 24.10.2002 bis 19.11.2002:

 

24.10.02, Donnerstag.

Ca. 21 Uhr fuhren wir bei schönstem naßkalten norddeutschem Nieselregen los.

 

25.10.02, Freitag.

Nachdem wir die Nacht bis auf 2 Stunden Pause abwechselnd durchgefahren sind, kamen wir

um 15.30 Uhr auf dem Campingplatz in Arrenzano an. Kein Stau, (noch) kein Schnee bei 2 C° am

 San Bernhardino Tunnel.Insgesamt alles gut, obwohl der Schweizer Grenzbeamte wissen wollte,

ob wir kein Deutsch sprächen, weil wir nicht kapiert haben, daß er mit der Frage, ob wir die

Motorräder eingelöst hätten, wissen wollte, ob Nummernschilder dran sind...

Um Genua herum hat uns noch einTrupp von Suzukis DR 350 aus Südeutschland überholt und ich war

ganz begeistert, daß 2 Frauen darunter waren.

Am Campingplatz konnten wir Daniels Auto und Hänger für die folgenden 3 Wochen bewacht parken.

Und das für nur 4,70 Euro pro Tag. Nachdem wir das Auto "übernachtungsbereit" hatten, haben

wir noch mit Jörg, einem Göttinger mit gnadenlos beladener GS Dakar, geschnackt, der gerade

aus Tunesien zurückkam. Er konnte nicht ganz glauben, daß ich am Pistenfahren Freude haben

werde...

 

26.10.02, Samstag.

Morgens war ich so aufgeregt, daß ich kaum frühtücken konnte - wie früher vor der Oker!

Uns gegenüber haben spätabends noch 14 Bremer Nachtlager bezogen. Von 22 Jahre alter XT über

BMW-GS bis KTM alles vertreten. Auch 2 Frauen! Eine davon, Astrid mit ihrer DR 650 SE, erzählte an

der Fähre, daß sie auch erst seit gut einem Jahr Motorrad fährt. Ich glaub, wir waren beide

ganz glücklich, daß die andere sich das also auch zutraut.Um 10 Uhr sind wir dann die 17 km

 Richtung Genua losgefahren. Und meine Brille ist gnadenlos beschlagen. Durch Genuas Stadtverkehr

mit typisch italienischer Fahrweise mußte ich mit einer Hand immer die Brille lupfen und

ansonsten zusehen, an Daniel dranzubleiben. Ging aber gut, ich hab mich auch auf meiner

vollbepackten Kleinen zu Hause gefühlt und wir haben den Hafen gut gefunden.

Beim Warten auf die Fähre wurden alle Motorräder fleißig beguckt und wir lernten den ganzen Haufen

kennen, der auch mit Enduros auf die Fähre fuhr.

Außer Enduros ist an Zweirädern auch nur ein (natürlich) völlig überladener tunesischer Roller dagewesen.

Gut, daß Daniel sich nachher im Self-Service-Restaurant angestellt hat und mir einen Teller

gut gewürzten Reis mit Rindfleisch gebracht hat!

 

27.10.02, Sonntag.

Ankuft Tunis. Nach Nabeul fuhren wir im Konvoi mit Judith, Georg, Markus, Gaby und Holger.

Daß waren die vielen DR 350er, die uns vor Genua auf der Autobahn überholt hatten.

Die Brille beschlägt immer noch...

Abends Restaurantessen mit den fünfen und noch Inge und Peter (?). Viel "Wüstenschnack"! Die wollen

auch alle nach Algerien und haben schon viel gefahren.

 

28.10.02, Montag.

Abfahrt aus Nabeul Richtung Table de Jugurta.

Mit Brille über'm Helm beschlägt endlich nichts mehr, drückt nicht mehr am Kopf und zieht trotzdem nicht

zu doll in die Augen.In El Krib sitzen die Bremer im Cafe und wir fahren zusammen weiter.

 

Am Table wollen alle kleinen Jungs einen "stilo" haben während wir voll Respekt die steile

Geröllauffahrt begucken. Ein Sturz, ein Stück bravourös gemeistert, ein Stück von Daniel fahren lassen.

 

29.10.02, Dienstag.

Um ca. 6.30 Sonnenaufgang - unser Zeltplatz liegt auch genau nach Osten. Daniel steigt

 

mit den anderen dafür ganz auf den Table, während ich tatsächlich den Kocher in Gang kriege

 

und damit 1. Kaffee koche und 2. den improvisierten Alu-Kocherständer von

Daniel anschmelze. Während wir Kaffee trinken, balanziert oben am Table eine Kuh an

der Abbruchante. Wie kriegen die nur das Vieh da hoch? Sie können es eigentlich

auch nur über die schmale steile Felstreppe hochgejagt haben. Oha!

Abfahrt Table de Jugurta mit Astrid, Uwe, Eick, Mandy und Jens.

Ich fall vor Aufregung vor der Bergabfahrt schon im Stand 2x hin und der Sperrschalter

für meinen E-Starter muß repariert bzw. nur wieder richtig eingesetzt werden. Ich kann

kaum glauben, daß ich gestern das Meiste davon selbst hochgefahren sein soll...

Piste, kleinere Queds, elend Sandpiste zwischen lauter Kakteen. Bockende Eselfohlen.

Ich muß saufen wie ein Loch.

Nach Bouseries lassen wir die Bremer nach Tamerza weiterfahren. Es ist schon fast

17 Uhr, als wir in einem Pinienwäldchen das Zelt aufschagen. Wir kochen noch

Tomatenreis mit Kräutern der Provence - sehr lecker improvisiert, zoffen uns noch

wegen kleinen Ungeschicklichkeiten wie falschem Pulli ausziehen u.ä. und schlafen schon um

20 Uhr tief und fest. Kein Problem, da die Sonne ca. 18 Uhr immer sehr plötzlich untergeht

und es dann schnell stockdunkel wird.

 

30.10.02, Mittwoch.

Wir wachen zwischen lauter Thymiansträuchern in unserem Pinienwäldchen etwas südlich

von Bouseries auf. Kein Mensch in der Nähe. Nur ein Schäfer zog gestern abend in der

Dämmerung mit seiner Herde fast lautlos vorbei.Jetzt sitze ich hier in der

Sonne und der erste Scarabäus turnt um meine Isomatte herum. Auf überwiegend

 Asphalt geht es nach El Hamma auf den Desert-Campingplatz. Auf dem Weg

durchfahren wir die Hochebene in der die Wüstenszenen von Star Wars gedreht wurden.

Rotgelber Sand, viele Queds und in einer Kurve ein Rest Wasser und die ersten beiden Dattelpalmen.

 

Südlich kommen die Phosphatmienenstädte mit hoher Arbeitslosgkeit. Daniel hatte letztes

Jahr ein blödes Erlebnis hier und daher tanken wir nur und fahren durch. Bis auf eine

Queddurchfahrt bei Om El Lagsab fahren wir mehr nur schnurgeradeaus. Aber dafür sehen

wir die ersten Dromedare und Berberfamilien. Abends in El Hamma trafen wir Frank,

der gerade aus Douz zurückkam und uns einige Tips geben konnte. Unter anderem, daß wir die

sogenannte Rommelpiste zu den Bergoasen nehmen sollten und daß die Pipelinepiste von

Douz nach Ksar Ghilane nicht mehr gepflegt wird.

 

31.10.02, Donnerstag.

Wir wollten als Tagesausflug die Bergoasen um Tamerza besuchen und dafür besagte

 

Rommelpiste finden. Von Chebika aus fuhren wir einfach querfeldein nach GPS am

 

 Gebirgsfuß entlang. Links Gebirge, rechts Wüstensteppe und unter uns Steine und Queds.

 

Und ich hatte schon Angst, wir hätten nicht genug Wasser mit...

Ab und zu tauchten immer noch Minioasen und Häuschen auf, bis wir schließlich auf die Piste

 

trafen, die nach Norden ins Gebirge dann eine Teerstraße in allerdings schlechem Zustand war.

Wir fuhren durch eine schöne rauhe Felsschlucht hoch nach Redeyef, auch

 

eine Mienenstadt. In der Phosphatmiene schien die Straße zu enden und wir

wußten nicht weiter. Ein Arbeiter schickte uns einen ca. 19-jährigen, der uns mit

seinem Fahrrad den Weg zur Straße zeigte. Mir war das Ganze nicht geheuer

nachdem Daniel erzählt hatte, daß ein Jahr zuvor im Nachbarort Italiener

von Halbstarken mit Fahrrädern in eine Falle gelockt werden sollten. War aber

alles ok und am Ende gab's ein Abschiedsfoto, daß wir noch schicken wollen.

Daniel meint, die Situation sei deshalb ok gewesen, da der ältere Arbeiter das

 gemanagt habe. War ja auch richtig eingeschätzt.

Mides und dort Thé à la Menthe, Tamerza.

 

01.11.02, Freitag.

Irrfahrt im Palmenhain von Nefta nach Sturz und Nähaktion.

 

 

Chottpiste doch noch gefunden. Sehr schöne Fahrt!!! Sandfelder, Steine, leider

 

 

kaum Fata Morganas. Wir brettern noch den Rest Straße nach Douz. Auf dem

Campingplatz treffen wir die Bremer sowie Claudia und David aus der Schweiz wieder.

 

02.11.02, Samstag

Daddeltag. Wir schlappen träge (aber nicht müde) durch Douz, genießen

das chaotische Straßengewühl mit Dromedaren und Eselskarren mitten im Weg und

trinken den obligatorischen Thé à la Menthe auf dem Marktplatz.

Tee auf dem Campinplatz und gemütlicher Schnack mit den beiden Schweizern, die ihre

Reifen umziehen. Sie wollen so lange fahren, wie das Geld reicht.

Das schon zum 2. Mal. Das Mal davor waren sie ein halbes Jahr gereist. Spannend zu

erfragen, wie man sowas organisiert hinsichtlich Krankenkasse, Rente, Wohnung zu Hause,

Job etc. Abends toben wir noch knapp 2 Stunden in den kleinen Dünen beim

Kamelbahnhof (dort kann man sich als Tourist mal verschaukeln lassen). Klappt ganz super

so ohne Gepäck. Driften üben wir auch noch, bis wir beide 2x umkippen. Erst kam ein

Halbwüchsiger auf seinem Pferd angaloppiert um zuzusehen. Es störte ihn und sein Pferd

nicht im Mindesten, daß ich eine Voltengröße um beide und Daniel herumziehe und versuche,

mein Hinterrad ausbrechen zu lassen. Später kommt ein kleiner Junge über die Dünen gerannt und

freut sich ziemlich, als Daniel ihn eine kleine Runde umherfährt.

Abends beim Kochen geht der Kocher mitten im Nudelnkochen aus und Daniel kriegt höllisch

schlechte Laune - ja ja, der Unterzucker. Aber wir pumpen ein bißchen Sprit aus meinem Tank,

kochen weiter und es schmeckt auch noch ganz ok - Zwiebeln, Tomaten und Thunfisch mit

pappigen Nudeln. Schließlich liegen wir wieder mal schon um 20 Uhr im Bett und schlafen

bis zum morgendlichen Muezzinruf durch, trotz des wie üblich ohrenbetäubenden Lärms

der Hunde, Ziegen, Hähne, Esel etc....

 

03.11.02, Sonntag.

Die Bremer wollen trotz miesem Zustand über die Pipelinepiste nach Ksar Ghilane fahren.

Nachdem einige von Ihnen gestern einmal Probe gefahren sind und den schon von Frank beschriebenen

schlechten Zustand mit viel Wellblech und langen verspurten Sandfeldern bestätigen,

meinte Daniel, wir sollten lieber noch einen Tag lau machen und danach über das Dahar-Gebirge

eine bessere Piste von Osten her nehmen. Ja ja, lau machen... Am Nachmittag wollten wir

zum Café Sahara fahren um das Sandpistenfahren zu üben. Der GPS-Punkt,

den Ulf und gegeben hatte, lag aber mitten in den Dünen, zu denen wir uns querfeldein

vorgekämpft hatten. Von Piste keine Spur... Für die 2 km in die Dünen haben wir eine gute Stunde

gebraucht, die DR ca. 5x und die Africa Twin ca. 3x ausgebuddelt, sind immer wieder

abgestiegen um zu sehen, wo der Weichsand liegt und wo die steilen Dünenabbruchkanten sind,

haben uns 2x ein bißchen angeschriehen und waren dann fix und alle. Wir fanden’s aber

beide super! Dann sind wir zurückgefahren zum Campingplatz. Dort waren Claudia und David

immer noch am Schrauben. Inzwischen waren Peter und Andreas, mit DR 350 und Honda Dominator,

von ihrem Algerienabstecher zurückgekommen. Die beiden kannten wir von der Fähre.

 Wir sind dann zusammen bei Ali Baba essen gegangen (endlich mal richtiger Couscous!)

und haben lange geschnackt. Algerien ist wohl doch ein anderes Kaliber.

Die beiden waren jedenfalls erleichtert, wieder in Tunesien zu sein.

 

04.11.02, Montag.

Wir haben erst nochmal Geld abgehoben, die Erlaubnis zur Einreise in’s militärische Sperrgebiet

kopiert, eingekauft und sind gegen 11.30h aufgebrochen. Erstmal 100 km schnurgerader

Asphalt nach Matmata im Dahar-Gebirge. Aber dann war das Gebirge wunderschön.

Teils kam nochmal Piste oder schmale steile Serpentinensträßchen. Danach sind wir am

Ostufer des Dahar wieder stramm Asphalt geballert. In Tatouine haben wir vollgetankt und sind

wieder in’s Dahar Richtung Chenini gefahren. Nach Chenini ging unsere Piste Richtung Ksar Ghilane los.

 In die haben wir uns noch ein paar Kilometer vorgearbeitet und dann mitten im einsamen

Gebirge gezeltet. Absolute Totenstille! Als um 19.00h ein verspäteter Jeep in der Dunkelheit

Richtung Chenini vorbeirollte, war mir all das nicht geheuer – könnten ja Schmuggler sein!

Daniel hat sich jedenfalls prima amüsiert...

 

05.11.02, Dienstag.

Wir sind um 5 Uhr beide schon wach geworden (waren ja auch um 19 Uhr schon fest eingeschlafen...)

und es regnet. Ohje! Kurz nach 6 Uhr hörte der Regen. Wir sind aufgestanden, konnten zum

Sonnenaufgang unser inzwischen gummiartiges Baguette kauen und haben gepackt.

Keine Zeit für Kaffee und ich kriege höllisch schlechte Laune. Armer Daniel!

Aber immerhin haben wir bis auf das Zelt alles trocken verpacken können und rollten los.

Nach ein paar Metern haben wir die Brillen entfernt, konnten dann auch wieder gut sehen und die Fahrt

machte wieder Spaß. Da wir mit Schwierigkeiten durch Sandfelder gerechnet hatten,

waren wir so früh losgefahren. Aber durch den Regen kamen wir durch die ohnehin wenigen

Sandfelder super durch. Das Wellblech war auch erträglich oder umfahrbar. Am Ende sind wir

mit 50 bis 60 km/h über Bodenwellen gehüpft und haben uns gefreut.

Tja und so waren wir um 10 Uhr schon in Ksar Ghilane und konnten noch im Trockenen unser Zelt

wieder aufstellen. Aber teuer wurde es hier. Sonst war ein Campingplatz bei 4 – 7 Dinarfür jeden von

uns und jetzt 17 Dinar pro Nase. Allerdings mit Halbpension. Das muß auch so, denn hier draußen

gibt es keine Lebensmittelläden mehr. Über Tag haben wir dann mit den Bremern geschnackt,

die wir mal wieder wiedergetroffen haben. Die haben inzwischen einige Wunden zu lecken.

2 von ihnen haben 20 km vor Ksar Ghilane von der Südumfahrung den Pisteneinstieg verpaßt und haben

querfeldein 2 Tage für diese 20 km gebraucht. Nach unseren Dünenspielchen wissen wir ein bißchen,

was querfeldein heißt...  Henrik hat sich auf der Piste bei 70 km/h überschlagen und sich selbst

zum Glück kaum etwas getan, aber die Gabel verbogen. Die Pipelinepistenfahrer sind alle gut

durchgekommen, aber es war wohl schon ungemütlich zu fahren.

Danach haben wir bei ein paar Hirten ein Fladenbrot backen lassen,

 das 300-Dinar-pro-Nacht-Hotel mit Swimming-Pool beguckt und am 30°C heißen Quellteich

einen Pfefferminztee getrunken. Mandy und ich haben dazu noch Datteln gefuttert. Im Quellteich

baden wir aber erst morgen, da wir vor der Kälte beim Raussteigen Angst haben. Inzwischen fing

es auch wieder an zu regnen, so daß wir den Nachmittag im Zelt verbummelt haben.

Jetzt sitzen wir beim Abendessen (ca. 150 Leute sind inzwischen hier). Ich schreibe nebenbei

mit dem Kuli, den mir Ulf geliehen hat. Ich sollte mal so ein Kind um einen “stilo” anbetteln,

so wie die es immer bei uns tun. Daniel liest Routen, füttert das GPS mit Koordinaten und schmuggelt

sich ab und zu Baguette in die Tasche (für schlechte Laune meinerseits nehme ich an). Das Essen

ist ok, erst Tomaten-Hirse-Suppe, dann Salat (wir essen aber vorsichtshalber wenig) und

 nun mal sehen, was der Hauptgang ist.

 

06.11.02, Mittwoch.

Wir sind heute morgen um 6.20 Uhr in den heißen Quellteich gehüpft und waren noch

10 Minuten ganz allein. Das tat den Knochen richtig gut. Meine Knieschoner durften mitbaden, denn

sie stanken abscheulich Nach dem Frühstück sind wir quer durch die Dünen ca. 3 km zu Fuß

zum ehemals römischen Fort gelaufen. Heute ist wieder blauer Himmel. Sonne und Wind und der

rötliche Saharasand gegen den blauen Himmel sind einfach klasse. Jetzt sitze ich auf einer

Mauer des Fort und schreibe. Auf der Piste sind gerade 2 Enduros nach Ksar Ghilane vorbeigefahren.

Sie sahen ganz nach Claudia und David aus. Unterhalb des Fort gibt es sogar ein Café aus

Palmenblätterwänden. Aber der Cafébetreiber sitzt auch hier oben auf der Mauer in der Sonne. Der

erste Schwung ”Pauschis” in ihren ”Six-Packs” (pro weißem Jeep 6 Insassen!) sind zum Glück auch

gerade wieder abgeschwirrt. Den Rest des Tages werden wir wohl schön abhängen. Erstmal müssen

wir aber noch ca. 1,5 Stunden zurückstapfen und dann ist ja auch fast Mittag.

Am Campingplatz trafen wir dann wirklich Claudia und Davic wieder. Den Nachmittag haben

wir mit Schnacken, träge durch die Oase trotten und heimlich essen (seit heute ist Ramadan)

verbracht. Abends sind wir zu viert auf der Piste zum Fort gefahren und haben dort in den Dünen

 

gespielt (Fotosession!). Ging echt gut.Eben sind Andreas und Peter aus Douz eingetroffen. Sie haben sich

 

teils auch satt querfeldein durchgeschlagen und sind fix und alle und vor allem heilfroh, gerade noch

hier angekommen zu sein.

Gleich gibt’s wieder Abendbrot. Wir müssen gut zuschlagen, denn morgen geht’s ab in’s Sperrgebiet.

 

07.11.02, Donnerstag.

Nachdem wir gemütlich gefrühstückt und mit Claudia und David noch e-mail-Adressen

ausgetauscht hatten, sind wir auf der Piste Richtung Tiaret gefahren. Die Piste ist

neu geschoben und unproblematisch. Die paar Dünen auf der Piste waren durch den Regen vor 2 Tagen auch

noch einfach. Daniel fühlte sich leider schon seit heute Nacht etwas grippig. Daher wollen wir doch nur nach

El Borma und nicht nach Bordj el Kadrah fahren. Daniel sagt, daß es sich von den Dünen her nicht viel gibt.

 Ich bin schonmal gespannt auf die großen Saharadünen des Ausläufers des Erg Oriental hier nach

Tunesien rein. Jetzt liegen wir gerade mit ”Funghi” im Bauch im Zelt ca. 55 km vor El Borma

(beim Essen Kochen haben uns 2 Esel interessiert beobachtet). Weiter sind wir nicht gefahren, da wir

hier windgeschützt hinter einem der wenigen Berge hier in der Steppe zelten können.

 Es war nämlich recht windig, so daß ein paar Italiener in ihrem Jeep meinten, wir sollten

vorsichtig sein. Auf einen Sandsturm haben wir beide keine Lust. Jetzt hat es aber ein paar

Tropfen geregnet, der Wind ist weniger und das Zelt ist gründlich abgespannt mit Reißleine an

der Africa Twin. Aber hoffentlich ist morgen wieder Sonne. Insgesamt friert man

in der Wüste nämlich doch mehr als man schwitzt.

 

 

08.11.02 und 09.11.02, Freitag und Samstag.

Ich liege im Morgengrauen (5.45h) im Zelt und schreibe. Die Nacht auf gestern (08.11.02)

brachte für ca. 3 Stunden Regen satt und das Zelt war tapfer. Morgens waren wir froh

und dankbar, daß wieder blauer Himmel war. Aber immer noch starker Wind und verdammt kalte Luft.

Daniel ging es zm Glück wieder besser. Wir haben erstmal Kaffee und danach Reis mit Thunfisch, Tomatenmark

und Kräutern der Provence gekocht. Brot hatten wir nicht mehr und im Sperrgebiet kann man nichts kaufen.

Um 11 Uhr sind wir dann losgerollt Richtung El Borma (noch 58km). Ca. 10 km weiter Richtung El Borma

 

 fingen dann die hohen Dünen an. Schon klasse und richtig Wüste! Wir fanden noch ein nettes Plätzchen

mit 2 Kamelgrasbüscheln als Schutz für Motorräder und Zelt.Aber erstmal mußten wir

doch noch nach Borma rein zum Tanken. Borma ist eine sehr trostlose Steinhochebene zwischen

den Dünen, die zum einen Militärstation und zum anderen Erdölstation ist. Mitten drin fackelt

auch ein Feuer über einer Erdölquelle. Auf dem Hinweg war schon viel Sand in der Luft.

Daniel meinte auch noch, das Fahren würde ja schwammig. In El Borma was schon fast Sturm und der

Horizont rotgelb vom Sand. Da haben wir beschlossen, so schade es ist, sofort so weit

weg von allen Dünen zu fahren wie geht. Der Sand kroch auch schon unter unsere Brillen,

in die Ohren, unter die Sturmhauben. Auch wenn der Mund geschlossen war, hatte man immer

etwas Sand zwischen den Zähnen. Auf der Rückfahrt haben wir dann richtig Fersengeld gegeben.

Die Sandtiefe in den Spuren war schon merklich mehr, wir konnten zumeist aber mit

40-60km/h darüberrauschen. Nach 80km am Steinhaus haben wir die erste kurze Pause gemacht.

Da flog uns der Sand noch so um die Ohren, daß wir gleich weiter sind Richtung Remada. nach insgesamt

150km hinter Borma fing ein kurzes Gebirge an (wohl die Ausläufer des Dahar), wo wir dann um

halb sechs hinter spärlichem Schutz eines Lehmhaufens schnell das Zelt hochgezogen

haben. Hätte das noch 18km entfernte Remada ein Hotel geboten, hätten wir’s genommen.

So haben wir dicke Steine auf alle Heringe gelegt, die Reißleine wieder an der Africa Twin

befestigt und sind mit Sack und Pack gerade noch in’s Zelt gekommen bevor ca. 30 Minuten lang

ein echter Sturmregen runterkam. Ich bin heilfroh (und stolz!), daß das Zelt das alles mitmachte.

 Aber es ist ja auch recht sturmsicher konstruiert.

Ja, da lagen wir also im Regen im Zelt ohne Abendessen kochen zu können. Da haben wir uns

eine Dose Thunfisch geteilt und ich hab Nudeln roh geknackt... Der Rest der Nacht war

immerhin ohne Regen. Das Zelt hat standgehalten. Aber stürmen tut es immer noch. Und trotz

allem sind wir gestern glücklich hier angekommen nach insgesamt 210 km Piste ohne Sturz.

Und dann noch trocken im Zelt! (Ich kipp halt nur an Tankstellen um wie vorgestern in Kamour.

Nachdem ich erstmal berichten sollte, daß wir richtig in die Wüste fahren und so. Sehr peinlich...)

 

 

10.11.02, Sonntag.

Gestern sind wir ziemlich direkt ins Dahargebirge zum Ksar Hallouf gefahren. Unterwegs haben

wir erstmal Ulf, Horst und Olaf von den Bremern wiedergetroffen, die auf

”Ksarbesichtigungstour” waren.Am Ksar Hallouf haben wir 2 Nächte Halbpension zu 12 Dinar ausgehandelt.

 Die Chefin hat sich dann wegen des Ramadan nach Hause verkrümelt. Ihre beiden

ca. 16-jährigen Söhne sollten uns bewirten. Zunächst besichtigten wir unser Zimmer in

einem ehemaligen Speichergemäuer und danach die 300 Jahre alte Ölmühle, die damals von

Dromedaren angetrieben wurde. Das Abendessen war so lala. Außerdem kriegten die Jungs weder Dusche

noch sonst kaltes Wasser in Gang, so daß wir pekig und entnervt in’s Bett gegangen sind.

Ich war auch total erschlagen von unserer Sperrgebietstour, daß ich nur froh war, mal ohne Sturm und

Angst um’s Zelt schlafen zu können. Sowieso ist der Tag sehr an mir vorbeigegangen, weil ich nur noch k.o. war.

Zwar hatte heute morgen der Sohn verschlafen, aber das Frühstück war o.k.. Warmer Kaffee

mit viel Milch hilft immer! Zwar lief inzwischen kaltes Wasser, aber wir hatten schon beschlossen,

wieder nach Douz zu fahren und die 2. Nacht zu streichen. Das zog ca. 1 Stunde Theater mit den Jungs

nach sich. Aber diesmal bin ich wenigstens fest und bestimmt gewesen und Daniel beharrlich.

Am Ende kam Mama auch wieder. Sie war zu uns sehr freundlich und hat ihren Jungs auf arabisch einen

Einlauf verpasst. So schien es jedenfalls. Tja, komische Aktion insgesamt.

Um halb Zehn sind wir dann vom Ksar Hallouf losgerollt und über kleinste Pisten quer durch’s Dahar gefahren.

 Es ging durch einige Queds und über  Geröll durch verdammt schöne Landschaft. Ich konnt’s auch

wieder genießen! Wir haben auch viele Fotos gemacht. Bei Matmata sind wir erst noch einmal Ulf, Horst

und Olaf  begegnet und dann auf die große Teestraße Richtung Douz gekommen. in der Ebene vor Douz war

noch sehr viel Wind, Windhosen aus Sand und so kilometerlange nebeneinander liegende Wolkenbänder.

 

In Douz auf dem Campingplatz war es, als sei die Zeit 1 Woche zurückgedreht worden. Unser

 Zelt am alten Platz, daneben David, Claudia und die Bremer. Der Himmel ist wieder blau, der Wind weg,

 die Mücken da und wir gehen jetzt bei Ali Baba essen!

 

11.11.02, Montag.

Wir hängen alle auf dem Campingplatz ab. Ich auf der Bank, Daniel streicht um andere Motorräder rum,

Claudia und David machen Ölwechsel und die Bremer frühstücken. Henrik hat einen ca. 6 Wochen alten Welpen adoptiert,

 

 der plötzlich hier herrenlos über den Campingplatz gestiefelt ist. Furchtbar niedlich! Das rettet ihm jetzt wohl

auch das Leben. Er heißt jetzt Fennek und muß dann mit irgendeinem Jeep über die Fähre geschmuggelt werden.

Hoffentlich klappt das. Jetzt warte ich darauf, daß jemand mit mir in die Stadt geht um Postkarten

und tunesisches Süßgebäck zu kaufen. Jetzt zum Ramadan backen die Tunesier die tollsten Sachen.

Abends sind die Straßen ziemlich leer, nachdem mit einem Kanonenschlag das Essen freigegeben wird.

Der Rest vom Montag ist dann mit Kartenschreiben, Ramadankekse essen  und noch zum Sonnenuntergang

durch die Dünen fahren draufgegangen. Ich habe mir noch einmal fast wehgetan, als eine Düne plötzlich

in einer Steilkante mit Loch dahinter endete. Gas weg, Gewicht nach hinten, aber es hat Vorderrad und

dessen Verlängerung (also meine Arme) noch ganz ordentlich gestaucht. Daniel hatte

auch fast einen Sturz. Die Dünen bei Douz sind echt etwas tückisch – Sicheldünen mit vielen Bruchkanten

und Weichsandstellen. In Ksar Ghilane konnte man einfacher über die Dünenkämme fahren. Aber wir

waren noch einmal im Sand, haben uns jeder noch einmal gemütlich eingebuddelt und den Sonnenuntergang

von der höchsten Düne aus gesehen.

 

12.11.02, Dienstag.

Ich habe meinen Luftfilter ausgewaschen und Dank Uwe auch mit Filteröl einölen können.

Er war jetzt doch ganz schön voll und einige Krümel waren auch schon im Ansaugtrakt.

 Hat mich doch erschrocken. Nächstes Mal früher!

Aber danach erstmal ein langes gemütliches Frühstück. Um 11.30 haben wir uns dann losreißen können,

haben Claudia & David (mal wieder) für hoffentlich nicht endgültig verabschiedet und sind erst mal

tanken gefahren. Danach sprang die Twin nicht mehr an. Wir haben nach einigem Hin und Her einen

Wackelkontakt gefunden, der derart ist, dass sie, wenn sie läuft, auch gut läuft aber nach dem Abschalten

des Motors erst mal Gefummel (immer mit Gepäck abladen...) nach sich zieht. Deshalb haben wir dann

doch die Pistenpläne gestrichen und sind Straße bis nach Nabeul geballert. 460 km und um 20.00 Uhr

waren wir erst da. Wir rollten auf den Campingplatz und wurden gleich von Peter und Andreas begrüßt...

Schon nett, dass man sich ständig wiedertrifft.

 

13.11.02, Mittwoch.

Jetzt haben wir noch 2 volle Tage Zeit. In denen wollen wir dann wahrscheinlich zusammen mit Andreas und

Peter die Halbinsel Cap Bon besuchen. Jetzt liege ich aber noch im Zelt und Daniel kocht mir einen Tee.

 Hmm!

Unsere Cap-Bon-Tour war eine echte Show. Das erste bisschen Piste verlief in eine überschwemmte Ebene

und wir haben uns nach 20 Metern so die Motorräder voll Ton geladen, dass wir umgedreht sind in die

 nächste Stadt zurück. Dort haben wir an einer Tanke für 5 Dinar die

 

Hochdruckreinigungsanlage gemietet und mit dem Schlauch wahnsinnige Mengen Lehm und Ton runtergespült.

Dabei standen ca. 20 Tunesier um uns herum und haben diskutiert. Wahrscheinlich haben sie gerätselt,

wie wir wohl in diesen Zustand gekommen sind.

 

Auf dem Rückweg konnten wir (sehr überteuert) die ersten Äpfel und Bananen seit Wochen kaufen.

Dazu noch einmal “Funghi” und ab in’s Zelt.

 

14.11.02, Donnerstag.

Heute morgen kamen einige tunesische Frauen, Männer und ein Kind zur Olivenernte auf den Campingplatz.

Der Platz hat nämlich lauter Oliven-, Zitronen- und Orangenbäume. Das war eine sehr nette Atmosphäre.

Das tunesische ca. 2-jährige Kind und ein deutsches ca. 3-jähriges Kind haben sich erstmal angestaunt

und dann angenähert wie nur Kinder das können. Sprache egal!

Nach dem Frühstück (Reis & Thunfisch & Tomatenmark & Kräuter der Provence) sind wir, genau wie

Peter und Andreas, dür die letzte Nacht in’s zum Campingplatz gehörige Hotel umgezogen. 30 Dinar für

uns beide incl. Frühstück sind echt ok. Eben waren wir erst mal ausgiebeig duschen, Wäsche waschen

und Schläfchen machen. Die anderen beiden fahren noch mal nach Cap Bon, aber wir gammeln lieber

gemütlich auf unserer kleinen Terasse ab. Nachher fahren wir in die Stadt um die letzten Dinare auszugeben

und gehen heute abend noch mal gepflegt essen.

Das viele Essen gehen hab ich hier echt genossen. Für umgerechnet 16 DM werden wir hier

aber auch beide incl. Getränke satt und das nutzen wir!

 

15.11.02, Freitag.

Von wegen für 16 DM beide satt... Das Essen im Slovenija gestern war der erste Flop des ganzen Urlaubs.

 Deutsche Preise bei schlechtem Service. Aber na gut. Dafür haben wir noch nett erzählt mit Peter, Andreas

und Inge & Peter (?). Inge und Peter sind zu zweit auf einer KTM in Algerien gewesen und haben

auch spannend erzählt. Am Nachmittag hatten wir ganz waaghalsig Keramik eingkauft. So ein

typisches Service aus Suppentopf mit Deckel (Tagine) und 4 Tellern für 13 Dinar nach Feilschen

im 2. Laden. Im ersten Laden wollte er 21 Dinar haben und meinte, das sei der Herstellungspreis. Haha!

Hoffentlich kommt es heil an.

Heute sind wir mit Peter und Andreas Richtung Tunis gefahren. In den größeren Städten wird hier doch

recht “individuell” gefahren, ähnlich wie in Italien. Aber ich fühl mich auf meinem Motorrad  inzwischen

so zu Hause, dass ich mich gut auf den Verkehr konzentrieren kann. Wir haben fast genau 3000 km

in Tunesien gefahren und davon gut 600 Offroad. Das ist mal eben die Verdopplung

meiner bisherigen Motorradkilometer!

An der Fähre sahen wir schon die Bremer winken. Henrik hatte Fennek im Tankrucksack. Daumen drücken!

Und dann der Schreck – wir fahren mit der Habib, weil die Carthage kaputt ist. Die Habib war mal ein

deutsches Schiff, das dann an Tunesien verschenkt wurde um die Verschrottungskosten zu sparen (später fand

ich heraus, dass diese Variante doch ein Märchen ist...!). Aber sie ist auch entsprechend berühmt-berüchtigt unter

den alten Shara-Hasen. Eine echte Ehre?! Wir haben jedenfalls klasse Pullmann-Sessel. Jeweils 3 für

jeden von uns zum lang ausstrecken und nebendran ein Panoramafenster, in dem ich jetzt sitze und schreibe.

Tunis leuchtet noch am Horizont im Abendrot.

Unter Deck gibt es übrigens tierisch Zoff um die Kabinen, da die Habib eine Ecke kleiner ist

als die Carthage. Muß ein Riesenspaß sein. Dafür hat Henrik den kleinen Fennek aber unbemerkt in eine solche schmuggeln

können. Der Kleine ist mit Buscopan ziemlich sediert aber wohlauf. Jetzt noch heil durch die Kontrollen in Genua

und sein Leben ist gerettet. Tät mir sehr weh, wenn das schief ginge.

Ach ja, Astrid hat erzählt, dass Eick und sie kurz nach uns im Ksar Hallouf übernachtet haben. Sie habe

gleich nach fließend Wasser gefragt und sich gewundert, dass die Jungs sofort eifrig losgetobt sind um

das Wasser in Gang zu kriegen. Dann haben sie ihre Lektion wohl gelernt...

Gerade waren wir Abendessen. Ich hab tunesischen Reis mit Rindfleisch und Salat gegessen. Daniel auch und außerdem

noch Huhn mit Pommes und Gemüse. Ganz der Alte! Während des Urlaubes hab ich sonst durchgehend mehr gegessen.

Inzwischen sind wir schon 3 Stunden unterwegs und die Habib fängt das Schlingern an. Bisher wird mir davon gar

nicht mulmig und ich fühl mich auch erstaunlich sicher. Hoffentlich bleibt das so.  Wir rollen uns

erst mal hier auf dem Boden aus und versuchen zu schlafen.

 

16.11.02 und 17.11.02, Samstag und Sonntag.

So, nun sitzen wir wieder in Lübeck vor’m Kamin. Die Rückfahrt verlief zwar anstrengend aber glatt. Die Tage

zuvor müssen über die Alpen Orkanböen getobt sein. Davon war aber nichts mehr zu spüren und Schnee lag auch keiner.

In Göttingen haben wir noch bei McDonalds gefrühstückt und uns dazu mit Holly getroffen. Das war noch schön.

Der kleine Fennek müsste auch heil in seinem neuen Zuhause in Bremen sein. Zumindest ist er in Genua

durch den Zoll gekommen und war auf dem Campingplatz in Arrenzano putzmunter. Wir haben ja alle noch

e-mail-Adressen getauscht, so dass wir wissen, wie es weitergeht und auch, damit wir mal zu einer

der “Roadbookfahrten” der Bremer kommen können.

 

Eva & Daniel